Wiler Zeitung / Feurige Ego-Transformation

Wiler Zeitung / Feurige Ego-Transformation

Nicht untätig war der Uzwiler Plastiker Ralf Fitze in den vergangenen Jahren, aber von seiner Kunst hat man schon lange nichts mehr gesehen. Nun stellt er ab dem 6. Oktober in der jungen Oberuzwiler Galerie Fafou aus.

OBERUZWIL. Still ist es geworden um Ralf Fitze. Bis vor zwei Jahren trat der Uzwiler Aluminium-Plastiker an der jährlichen Ausstellung «und» auf dem Heer-Areal auf. Doch seit es jene temporäre und stets auf den Abriss harrende Ausstellungsstätte nicht mehr gibt, ist auch Fitze nicht mehr in Erscheinung getreten. Zu vermuten, dass Fitze mangels Ausstellungsmöglichkeit nicht mehr künstlerisch tätig war, ist ein Trugschluss. Bei der Bühler AG hat er einen Teilzeitjob als Ausbildner – seine freie Zeit widmet er in seiner Oberuzwiler Werkstatt voll und ganz der Kunst.

Thema «Reinheit» gewidmet
Mit der angekündigten Ausstellung in der noch jungen Galerie Fafou an der Oberuzwiler Freudenbergstrasse erhielt Fitze die Möglichkeit, unweit des Orts seines Wirkens sein jüngstes Schaffen vorstellen zu können. Dieses hat er ganz dem Thema «Reinheit» gewidmet: «In dieser Ausstellung thematisiere ich die grossen Fragen um den Sinn des Daseins. Es geht um die Freiheit im spirituellen Sinn und die damit verbundenen Gedankenkonstruktionen.» Fitze ergänzt, dass die spirituelle Entwicklung und Reinigung schon seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit vor rund zwölf Jahren die treibende Kraft sei, die er mit seinen Mitteln auszudrücken versuche.

Der Griff zum Hahnen
Deutlich macht dies Fitze mit einem simplen Wasserhahngriff: «Dazu bin ich in Südafrika inspiriert worden. Dort gibt es noch diese schönen Griffe aus der Kolonialzeit. Dabei fiel mir auf, dass der Griff zum Hahn immer auch eine Entscheidung ist. Erstens einmal, ob ich Wasser möchte oder nicht, und zum zweiten, ob ich warmes oder kaltes Wasser möchte.» Diese Entscheidungen fälle der Mensch unbewusst, so wie er täglich eine ganze Menge unbewusste Entscheidungen fälle, meint Fitze weiter. Doch man sollte sich dieser Willensakte bewusster werden, manches nähme dadurch einen anderen Verlauf, insbesondere wenn es Entscheide des Egos sind, des inneren Selbsts, das den Menschen von innen steuert, und zwar ganz massiv.

Vertrauter Gegenspieler
«Immer wieder stosse ich auf meinen vertrauten Gegenspieler. Es ist ein Teil meines Bewusstseins, das allzu oft als Steuermann fungiert und dabei den Nächsten achtlos überfährt.» Man erinnert sich vielleicht: Bereits 2007 hat Fitze diese dunkle Seite des Individuums thematisiert; das Objekt, das ihm – und den Betrachtenden – frech die Zunge herausstreckte, hiess damals treffend «Der innere Sauhund». Nun sind es Wasserhahngriffe, mit denen Fitze dem Ego die Stirn zu bieten versucht: «Diesmal aber auf einem integrativen Weg aus Verbundenheit zu mir selbst und allem, was ist.» Der Wasserhahn stehe dabei für die Entscheidungen zwischen Hass und Liebe, Neid und Mitgefühl, Gier und Selbstlosigkeit, ja letztlich Leben und Tod.

Feuer unterm Hintern
Zu Hunderten, in verschiedenen Grössen und Materialien, hat Fitze den Wasserhahngriff in seinen neuen Werken verarbeitet. Mit drei Metern Durchmesser dem grössten und symbolisch für das Ego stehenden Griff macht er anlässlich der Vernissage buchstäblich «Feuer unterm Hintern». Unter Trommelwirbeln und erhofftem Staunen der Zuschauenden wird Fitzes metaphorisches Ego in Feuer und Vernichtung untergehen. «Alle Besucher sind dann eingeladen, ihre persönliche Verbindung zum eigenen Egoismus zu transformieren!»

Ausstellung «Purity» von Ralf Fitze 6. bis 28. Oktober in der Galerie Fafou, Freudenbergstr. 1, Oberuzwil. Vernissage: Samstag, 6. Oktober, 19 Uhr, mit Transformation des «Ego». Öffnungszeiten: Donnerstag 20 bis 22 Uhr, Freitag 16 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 14 bis 18 Uhr.

Bericht: Michael Hug

Onlinebericht auf wilerzeitung.ch

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