Wiler Zeitung / Das schwere «Ego» ist jetzt leichte Asche

Wiler Zeitung / Das schwere «Ego» ist jetzt leichte Asche

OBERUZWIL. Nicht kühl, mit Cüpli, sondern heiss, mit Brenesseltee und einem richtigen Feuerspektakel: So startete die Ausstellung «Purity» des Uzwiler Metallformers Ralf Fitze am Samstag.

Über 70 Gäste standen vor der alten Strumpffabrik an der Freudenbergstrasse in Oberuzwil. Dort bietet seit einiger Zeit die Galerie Fafou Künstlern aus der Region eine stilvolle, da industriehistorisch beeindruckende Plattform für ihre Werke. Auf einer Wiese neben der «Strumpfi» hatte Ralf Fitze einen übermannsgrossen Wasserhahn aufgestellt. Aufschrift: «ego». In dieser Ausstellung thematisiere er die grossen Fragen um den Sinn des Daseins. Dabei spiele das Ego eine grosse Rolle – das Ego, das er metaphorisch als Wasserhahn darstelle. «Der Griff zum Hahn ist immer auch eine Entscheidung. Erstens einmal, ob ich Wasser möchte oder nicht, und zum zweiten, ob ich warmes oder kaltes Wasser möchte.» Diese seien oft Entscheide des Egos, das den Menschen massiv von innen steuert. Das Ego, oder der belastende Teil dessen, der manch einem – so auch Ralf Fitze – zu schwer wird, musste weg. Die St. Galler Formation Taikon trommelte andächtige Stimmung herbei, die Dunkelheit tat den Rest, Fitze griff zur Fackel, entzündete sein «Ego». Nebenan wachte die Feuerwehr. Wer konnte wissen, wie so ein Ego brennt. Die Antwort: Ganz gut, etwa 15 Minuten. Zurück blieb das Metallgerippe, quasi das Rest-Ego. Es wird einige Wochen mahnend stehen bleiben und Rost ansetzen. Der «handwerklich übermässig talentierte Philosoph», wie Laudatorin Cornelia Mechler lobte, fühlte sich nach dem gewollten Inferno erleichtert. «Mein Ego hat jetzt nicht mehr so viel Gewicht. Aber ich stehe erst am Anfang eines Prozesses.» Man dürfe sich auf «Purity 2» freuen.

Bericht: Mario F.

Onlinebericht auf wilerzeitung.ch

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