Wiler Nachrichten / Reuter macht sie alle platt

Wiler Nachrichten / Reuter macht sie alle platt

Seit über 20 Jahren malt Bruno Reuter Bilder. In den letzten Jahrzehnten präsentierte der Künstler sie an verschiedenen Ausstellungen. Seine aktuellsten Werke, die Instrumentenbilder, sind allerdings eine Weltneuheit.

Uzwil. Zu malen sei einfach seine Berufung. «Ich arbeite nur neben der Kunst, damit meine Familie nicht verhungert», scherzt Bruno Reuter. Schon als Drittklässler wurden die Lehrer auf das Talent des Uzwilers aufmerksam. «Ein Lehrer behauptete damals sogar, meine Mutter habe das Bild gemalt und nicht ich», erinnert er sich. 1996 stellte Reuter seine Bilder zum ersten Mal aus. Weitere Ausstellungen folgten. Der Künstler fertigt normalerweise Lithographien (Steindruck), malt Aquarelle oder moderne Bilder. Doch nun hat sich Reuter einer speziellen, ganz eigenen Technik verschrieben: Er verwandelt Musikinstrumente in Bilder.

Über zehn Jahre auf Eis gelegt
Vor zwölf Jahren entdeckte der Buchhalter an seiner Arbeitsstelle eine alte Tuba im Abfall. «Ich dachte, daraus muss doch noch etwas gemacht werden können», sagt Bruno Reuter. Er nahm sie nach Hause und presste sie. So entstand das erste vieler weiterer Unikate. Die flache Tuba befestigte der Uzwiler in einem silbernen Rahmen. Anstatt die Idee der Instrumentenbilder aber weiterzuverfolgen, legte er sie auf Eis und behielt sie im Hinterkopf. Bruno Reuter widmete sich fortan anderen Hobbies, wie dem Restaurieren jahrhundertealter Bibeln oder dem Harleyfahren. Bis zum letzten Sommer: Im Internet stiess Reuter auf eine Versteigerung von 16 alten Instrumenten. Der Uzwiler schlug zu und begann mit der Herstellung der ersten Werke. «Ich habe bis heute sicher 100 Instrumente zerdeppert», grinst er. In den letzten zwölf Monaten entstanden daraus über 40 Bilder.

Mit Buchpresse und Amboss
Das Zeitaufwändigste sei die Reinigung der Instrumente. «Man will ja nicht den 'Goifer' fremder Leute an der Wand hängen haben», so Reuter. Erst nach stundenlangem Reinigen beginnt der Künstler mit der Gestaltung seiner Werke. Mal presst er das ganze Instrument flach zusammen, bei anderen Werken nur Teile davon. Die Instrumente kommen dazu in eine Buchpresse, die Reuter von Hand mehr und mehr anzieht. Für die Feinarbeiten kommen Hammer, Sägen, Feilen, Amboss und Lötarbeiten zum Einsatz. Am Schluss wird alles fein säuberlich poliert. Die Kreationen sind abwechslungsreich. Ob Trompete, Querflöte, Schlagzeug oder Klavier. Das ganze Instrument oder nur Mundstücke oder Tasten – kein Bild gleicht dem anderen. Anstelle einer Leinwand verwendet der Künstler meist Steinplatten als Hintergrund. «Die Struktur der Platte verbindet das Instrument zu einem harmonischen Bild.» Auch die Aufhängung der Bilder ist raffiniert. Trotz des Gewichtes kann das Instrumentenbild mit nur zwei Nägeln an der Wand befestigt werden. «Das war eine Herausforderung.»

Musik für die Augen
Reuter komponiert bei den Instrumentenbildern nicht für das Ohr, sondern für das Auge. Die Bilder sollen vor allem positiv wirken. «Und natürlich eine Wand verschönern», fügt der Künstler hinzu. Farben, Formen und die Kreativität sind ihm ein wichtiger Bestandteil im Leben. Um die Grenzen der Kreativität herauszufordern eigne sich das Material der meist alten Instrumente besonders. Die Werke, die entstehen, sind einzigartig und bisher einmalig. Davon kann sich auch die Bevölkerung überzeugen. Die Vernissage findet am morgigen Freitag in der Galerie Fafou in Oberuzwil statt. Die Ausstellung dauert bis zum 11. September. Reuter selbst hat bereits wieder neue Ideen für weitere Werke. «Doch bevor es so weit ist, muss ich die Instrumentenbilder noch umsetzen, die in meinem Kopf sind», sagt der Uzwiler.

Onlinebericht auf wiler-nachrichten.ch
 

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