DZMagazin / Neue Räume für kulturelle Experimente

DZMagazin / Neue Räume für kulturelle Experimente

In der Fabrik am Freudenberg in Oberuzwil haben sich acht gefunden, die die gleiche Idee im Kopf gehabt hatten ohne voneinander zu wissen. Als sich die Möglichkeit für die Realisation abzeichnete, ergab sich eins ums andere. Am 25. Februar werden die «Fafou»-Räume um 16 Uhroffiziell mit einer Ausstellung eröffnet.

«Gallery and more» – heisst es unter dem Logo Fafou. «Fafou» steht für Fabrik am Freudenberg Oberuzwil. Es steht auch für «fou», was auf Französisch verrückt bedeutet, und für «fa», eine konjugierte Form von «machen» auf Italienisch. Im Imperativ ergeht damit die Aufforderung, zu machen. Genau das wollen die Gründer von «Fafou». Sie wollen etwas machen, ausprobieren, experimentieren, etwas auf die Beine stellen, das dem Auge, dem Ohr, der Nase und dem Tastsinn dient und gleichzeitig zum Denken, Diskutieren und Philosophieren anregt. Und klar sollen auch die Geschmacksnerven gereizt werden. «Fafou » soll eben mehr als eine Galerie sein.

Räume für Frei-Räume
Die acht sind Urs Sohmer und Urs Feierabend, die beide auch ihre persönlichen Ateliers in der Fabrik am Freudenberg haben, Andrea Flammer, Claudia Palopoli, Corinne Mettler, Dani Brechbühl, Dany Zingg und Reto Bühler. Ihre gemeinsame Vision war, eine eigene Galerie zu haben, die etwas anders ist als eine Galerie im üblichen Sinne.
Ein Raum sollte es sein, der Raum für die eigene Kunst und die von anderen Künstlern bieten sollte, der Experimente zulässt, der Denkraum, Kreativraum oder Begegnungsraum sein kann. Durch glückliche Umstände, jedoch nicht ohne ein paar Hindernisse, sind die acht Künstlerinnen und Künstler sogar zu zwei Räumen gekommen. Einst arbeitete darin ein Schlosser; jetzt wird Kunst darin ausgestellt und gelebt. Das Flair einer Werkstatt ist geblieben. Die Räume sind hoch, nüchtern, der Boden wirkt mit dem Überzug aus klarem Kunstharz ursprünglich. Es sind Räume zum Abheben und zum Erden. Eine flexible Einrichtung mit Stühlen, Tischchen und Lampen aus der Brockenstube geben dem ersten Raum mit Bar, Kunstbüchern, Schallplatten und einer Kühlvitrine eine wohlige und gleichzeitig anregende Atmosphäre. Es ist klar: Hier sollen Begegnungen und Austausch stattfinden.

Ein neues Kulturzentrum
Die acht Macher haben den Verein Fabrik am Freudenberg gegründet, der als Mieter der beiden Räume im Parterre der Freudenbergstrasse 1 auftritt. Sie sind die einzigen Vereinsmitglieder. Wer die Idee von «Fafou» unterstützen will, kann sich als Freund einschreiben lassen. Damit wird er oder sie zum Clubmitglied und bezahlt 50 Franken pro Jahr. Den Clubmitgliedern steht die Türe jeden Donnerstagabend offen. An diesem Abend treffen sich Menschen mit Ideen, Fragen, Antworten und Neugier, mit Lust auf Neues und Anderes in einer unkomplizierten Umgebung. Für die Freunde von «Fafou» soll es zudem monatlich einen Anlass geben. Eine Jam-Session hat es bereits gegeben. Sechs der acht Vereinsmitglieder sitzen im Kreis, erzählen vom Prozess, von der Energie, die für die Renovation der Räume aufgewendet wurde. «Es passt und es ist genial», sind sie sich einig. Eine Vision, ein Traum ist auf dem Weg Formen anzunehmen. Wie diese Formen genau aussehen werden, lassen sie offen. «Es soll wachsen, entstehen, sich entwickeln», sagen sie. Experimente sollen möglich sein. Sie sind schlichtweg glücklich, dass sie unabhängig sind, weder auf Sponsoren noch Kredite angewiesen sind. Sie organisieren sich selber und finanzieren sich selber. Eine von Künstlern geführte Galerie gebe es kaum mehr. «Dieses Haus entwickelt sich zunehmend zu einem aufstrebenden Kulturzentrum», sagen Urs Feierabend und Urs Sohmer, die beide bereits in Ateliers im gleichen Haus arbeiten. Urs Sohmer teilt sich ein Atelier mit anderen Künstlern, das sie ARTf1 benannt haben. Auch dieses steht punktuell für Interessierte offen.

Kontakte knüpfen
Unter dem Motto «Alles ist möglich», gehen die «Fafou»-Mitglieder ihre Galerie-Zukunft an. Sie werden während vier bis sechs Monaten des Jahres die Räume für die eigenen Ausstellungen nutzen. «Wir haben die Galerie auch für uns, denn damit eröffnen sich neue Möglichkeiten und gegenseitig können wir uns anregen. Es gibt eine neue Motivation zu arbeiten und kreativ zu werden.» Sie wollen aber auch qualitativ gut arbeitenden Künstlern eine ungewöhnliche Plattform geben. So stehen etwa Ralf Fitze bereits auf der Liste, der Skulpturen aus Metall herstellt, Tommy Bertolf mit Malerei und Jérome Keller mit Videoinstallationen. «Wir wollen Kontakte in der Region aufbauen, vielleicht auch mit Schulen zusammenarbeiten», sagt Urs Feierabend, der als Kommunikations-Experte gegen aussen kommunizieren wird. Eine Konkurrenz zu anderen Galerien sei «Fafou» nicht. «Wir gehen andere Wege, wollen alle Sinne ansprechen.» Zum «realen» Platz in der Fabrik am Freudenberg gibt es bald auch einen virtuellen im Internet. Da werde einiges geboten, versprechen die neuen Galeristen.

Text: Cecilia Hess-Lombriser

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